Sommer 2017
Liebe Kunden, liebe Freunde,
„…kühl und nass füllt dem Bauern Scheuer und Fass“ hat sich bis jetzt bewahrheitet: Das Getreide steht prall und üppig und im Gemüse grünt und blüht es – jetzt kommen auch die Freilandgärtner zum Zuge: Zuckererbsen haben wir gleich in 10 kg-Kisten geliefert – glücklicherweise gibt es Menschen, die diese Delikatesse zu schätzen wissen! Inzwischen wurden sie von den Buschbohnen abgelöst
Bunter und grün-weißer Mangold, goldgelbe und weiß-violette Mairübchen, Rote Bete, gelbe und rote Zwiebeln, braun glänzende Schalotten, gelbe und grüne Zucchini: das steht alles kaum hinter der Farbenpracht der „Beikräuter“ Kamille, Kornblume, Margeriten, Mohn und Wicken zurück, ganz zu schweigen von unserer gewollten Blumenpracht mit Bartnelken, Baldrian, Malven, Sonnenblumen, Schöngesicht und Strohblumen.
Aber das Beste ist natürlich der Geschmack: kommt in Scharen und probiert das leckere Gemüse.
Aber auch auf der Strecke der Räucherwaren lohnt sich ein Besuch:
Vom Lamm gibt es Lachsschinken und Schinken aus der Keule, vom Schwein Katenschinken und Speck. Bevorratet Euch, denn dies war das letzte Schwein der reiferen Altersgruppe im wahrsten Sinne des Wortes. Deit zwei Wochen haben wir die neuen Ferkel von der Marienhöhe, kleine fette Angler-Sattelschweine, berühmt für den delikaten Speck uns seine guten Muttereigenschaften.
Die ausgedehnten Regenperioden haben uns zu einer weiteren Delikatesse verholfen (wir wollte uns ja nicht langweilen): wir haben es nämlich geschafft, wieder Griebenschmalz mit Zwiebeln und Äpfeln und mit unserem leckeren einjährigen Majoran und Thymian zu machen, sowie Pesto aus dem üppig gewachsewnen Basilikum, Bio-Haselnüssen und altem Parmesan von unseren Schafen. Jetzt wartet Beides auf seine Genießer!
Der reichhaltige Gemüseanbau wäre nicht möglich gewesen ohne unsere fleißigen Helfer, in der Masse vor allem die Waldorfschüler, von denen einige eine echte und ernsthafte Hilfe für den Hof waren. Die anderen haben sicher auch schöne Erlebnisse mit nach Hause genommen…
Die größte Hilfe sind aber natürlich unsere längerfristigen Mitarbeiter, was leider auch in der Regel nur 1-2 Jahre bedeutet, weil so ein Kleinbetrieb wie unserer einen dauerhaft festangestellten Mitarbeiter nicht finanzieren kann. So sind wir froh über unsere „Lehrlingin“ Johanna, von der schon im letzten Kundenbrief die Rede war und unseren neuen Lehrling Simon aus der Dresdener Ecke, der ein duales Studium im Studiengang Ökolandbau und Vermarktung an der HNE Eberswalde absolviert, d.h. eine Kombination aus abwechselnden Zeiten Bachelor-Studium und landwirtschaftlicher Ausbildung.
Anna-Lisa, die ein FÖJ bei uns macht, hat ihr Jahr schon fast hinter sich und hat sich tapfer geschlagen.
Außerdem haben wir immer wieder Praktikanten für kürzere Zeiträume. Besonders gut in Erinnerung ist uns Julia, die im Frühsommer für 4 Wochen hier war und mit ihrer Arbeitskraft und ihrem Witz den ganzen Hof verzauberte. Aktuell ist Anna da, die sich durch praktische Arbeit auf dem Hof auf ihr Landwirtschaftsstudium vorbereitet. Solch eine Einstellung dürfte es bei den Studenten öfters geben!
Außerdem gibt auch immer wieder Schüler, die in den Ferien (dann freiwillig) wiederkommen, weil es ihnen im Landwirtschaftspraktikum so gut gefallen hat. „Anna Hamburg“ ist einigen vielleicht schon im Hofladen begegnet, weil sie schon in vielen Ferien hier war und besonders gern den Hofladen betreut. Sie ist immer wieder meine Rettung, wenn sich die Arbeit mit der Tätigkeit als Bäcker und Konditor schwer vereinbaren lässt.
Die Schüler und Praktikanten aus Nah und Fern helfen uns, auch mal über den Pehlitzer Tellerrand hinauszuschaun und zu sehen, wie gut es uns geht. Wenn es um Kühe im weitesten Sinne geht, sind wir natürlich bei Hilfsaktionen auch dabei…
Meine Cousine Barbara Ritzkowski, Physiotherapeutin mit Schwerpunkt auf manueller Lymphdrainage behandelt im Rahmen ihres Lymphvereins, der Menschen hilft, die nicht mit einem EU-Gesundheitssystem gesegnet sind, einen Bauern in Armenien mit einem ganz schlimmen Lymphsarkom. Sie leitet auch die ganze Familie an, die therapeutischen Maßnahmen durchzuführen. Dieser Bauer Serob, musste, um den dafür notwendigen Krankenhausaufenthalt zu finanzieren, eine seiner fünf Kühe verkaufen. Das hat meine Cousine so empört, dass sie beschlossen hat, bei ihrer nächsten Behandlungsreise das Geld für eine neue Kuh mitzubringen. Da waren wir natürlich dabei und stellten unsere Spendenkuh zur Verfügung, die von unseren Kunden sehr fleißig befüllt wurde. Barbara war natürlich auch nicht müßig und so konnte sie jetzt nicht nur das Geld für eine neue Kuh, sondern sogar noch für ein Jungrind mitnehmen! Allen Kunden, Helfern und Spendern ein herzliches Dankeschön. Vielleicht gibt’s sogar mal ein Foto von der neuen armenischen Kuh!
In eine ganz andere Weltrichtung wurde unsere Aufmerksamkeit durch Sergio, einen Kleinbauern aus dem brasilianischen Hochland gelenkt, der für zweieinhalb Wochen ein Praktikum bei uns machte. Ermöglicht wurde der Aufenthalt durch einen ehemaligen Waldorflehrer, der in Brasilienaufgewachsen ist, dann aber von dort fliehen musste und jetzt nach Jahrzehnten eine Entschädigung von der brasilianischen Regierung erhalten hat, von der er einen Hof in 1800 m Höhe, umgeben von Monsanto und Konsorten, eingerichtet hat, der von Sergio bewirtschaftet wird. Ziel ist, dass Sergio dort eine Existenzgrundlage für sich und seine Familie aufbauen kann. Die Lage der Kleinbauern ist dort noch prekärer als bei uns. Sergio ist aber seit Kind an mit der Landwirtschaft tief verwurzelt und „kann alles“. Davon konnten wir uns wirklich bei uns überzeugen. Da er kein Englisch und Deutsch kann und wir kein Portugiesisch, war die Verständigung verbal kaum möglich, aber auch praktisch überflüssig, weil er jede Arbeit sofort nachmachen konnte und die Zusammenhänge intuitiv erfasste, so dass man nichts mit Worten erklären musste. Um im Gespräch die tieferen Hintergründe unserer Arbeit zu verstehen und sich über die klimatischen und landwirtschaftlichen Unterschiede in den verschiedenen Kontinenten auszutauschen, war dann doch Narane, unserer Milchverarbeitungschef, der aus Mozambik stammt und dessen Muttersprache Portugiesisch ist, eine riesige Hilfe. Die muttergebundene Milchviehhaltung hat Sergio sehr überzeugt und er will sie auch bei sich einführen. Er hat selber Kühe, die er von Hand melkt und deren Milch er frisch, aber vor allem auch verarbeitet regional, z.B. auch in die Schule des Dorfs, die für die Schüler Verpflegung anbieten muss, vermarktet. Daher hat ihn auch sehr die Milchverarbeitung interessiert und da war es natürlich ein Glücksfall, dass Narane ihn da so gut einführen konnte. Da ist die Sprache dann doch eine Hilfe.
Außerdem hält Sergio Bienen (viel aggressiver wie bei uns) und er hat im Flugzeug in Plastikflaschen Honig mitgebracht, den er dann hier abgefüllt hat und den wir im Hofladen verkauft haben. Inzwischen ist er leider alle – oder glücklicherweise, denn wir haben die Einnahmen und die nun brasilienorientierte Spendenkuh dazu genutzt, um Geld für Sergios Milchverarbeitung zu sammeln. Dafür steht sie auch weiterhin geduldig zur Verfügung, die Kunden dürfen die Kuh also ausdrücklich z.B. mit Wechselgeld füttern. Kühe können ja bekanntlich als Wiederkäuer auch Zellulose verdauen, also auch Scheine sind für sie kein Problem, das konnten wir bereits bei der Kuh für Serob feststellen…
Die Besuche aus der Ferne werden weitergehen: Ab Montag besucht uns für eine Woche Augusto aus Nicaragua, der vor zehn Jahren schon als Praktikant bei uns wirkte und inzwischen eine Familie in Deutschland hat. Und im August bekommen wir einen Praktikanten aus Serbien, der dort ökologische Landwirtschaft studiert hat und jetzt Praxiserfahrung sammeln möchte. Zumindest spricht er Englisch.
Vielleicht muss ich in diesem Rundbrief auch so viel über ferne Länder reden, um mich von der Wettermisere hier abzulenken. Obwohl wir bisher von Schlimmerem verschont geblieben sind, wird die Lage doch allmählich bedenklich. Irgendwann möchten wir dann schon mal dreschen, Heu machen, die Zwiebeln trocken einbringen und überhaupt trockenen Fußes auf den Acker kommen!
Aber für alle Wettergeschädigten, Fußkalten und Frierenden haben wir jetzt endlich Abhilfe:
Wie schon lange geplant haben wir aus unserer eigenen Milchschafwolle aus muttergebundener Milchviehhaltung (so steht es auch neben unserem Logo auf dem dekorativen Etikett) Strickwolle (2-fädig und 4-fädig) und naturfarbene Wollsocken in Erwachsenengrößen anfertigen lassen. Als Vorgeschmack auf die nächste Saison, wo wir auch braune Wolle verarbeiten lassen wollen, haben wir auch etwas braune und graue Wolle sowie Wollfilzsohlen bestellt. Wer also verregnete Sommerferien mit Stricken oder warmen Füßen (oder beidem!) verbringen möchte, kann sich gerne an uns wenden. Dank des informativen und dekorativen Etiketts eignen sich sowohl die Wolle als auch die Socken sehr gut als Geschenk!
Last not least der Hinweis auf unsere nächsten Termine:
Ab dem 11. August gibt es sowohl bei uns im Hofladen als auch auf den Freitagmärkten in Berlin wieder frisches Lammfleisch. Vorbestellung bis zum 07.08. ist zu empfehlen!
Die nächste Führung verschieben wir daher auf Samstag, den 12. August.
Dann kann man den Einkauf mit der Hofführung und dem Besuch des Cafés Rast am Hof mit selbstgebackenem Kuchen und demeter-Kaffee verbinden. Natürlich kann man auch Führungs-los jederzeit kommen!
Auf einen Besuch und fleißiges Bestellen freuen sich
Ulli und Martina aus dem noch nicht unter Wasser stehenden Schwalbennest