Bevor das Neue Jahr zu alt wird, soll doch der nächste Hofbrief kommen. Wir hoffen, das Neue Jahr hat für Euch alle gut begonnen, wenn auch die Lage in der Welt zu Sorge Anlass gibt. Im letzten Jahr ist viel passiert, die Rahmenbedingungen für den ökologischen Landbau haben sich auch durch die Lage in der Welt stark verändert. Während im Verlauf des Lockdowns viele Menschen in ihre Küche und zu regionalen Produkten zurückgefunden haben, wurde danach erst das Fliegen in ferne Länder wieder neu entdeckt und dann machte die Angst vor steigenden Energie- und Mietpreisen sich breit. Die Folge ist, dass viele kleine Bioläden schließen mussten und Billig-Bio aus dem Discounter für viele einen Kompromiss darstellte. Das hat uns kleinere Betrieb etwas schockiert, denn eigentlich hatten wir schon eher die Erwartung, dass das Bewusstwerden unserer vielseitigen Abhängigkeiten die regionale Versorgung mehr in den Vordergrund stellen würde. Ich bin mir aber sicher, dass für viele Menschen dieser Zusammenhang nach dem ersten Schock der Teuerungen wieder deutlicher werden wird und die Einsicht, dass wir im Wirtschaftlichen mit kürzeren Wegen und regionalen Beziehungen näher zusammenrücken müssen, um auf der anderen Seite im Menschlichen die Not der Bevölkerung in anderen Gebieten der Erde nicht aus den Augen zu verlieren. Auch jetzt leben wir im Vergleich zum größten Teil der übrigen Welt in einem ungeheuren Wohlstand, der in der Regel auf prekären Bedingungen von Menschen in anderen Teilen der Welt beruht. Auch Ziele des Klima- und Umweltschutzes, für die engagierte Menschen seit Jahrzenten gekämpft haben, werden auf einmal infrage gestellt, wenn es darum geht, unseren Wohlstand um jeden Preis aufrecht zu erhalten. Solarenergie ist super, aber muss man dafür in Oderberg Hunderte Hektar Wald opfern? Bei uns sind die Solaranlagen auf den Hausdächern, da braucht man noch nicht einmal lange Versorgungsleitungssysteme....
Das ist jetzt natürlich alles etwas verkürzt dargestellt, aber diese Entwicklung beeinflusst unsere Betriebe natürlich auch. Bei der Direktvermarktung (und vor allem bei unseren SoLaWi-Mitgliedern) merken wir die Verwerfungen nicht so stark, aber der Groß- und Einzelhandel im Biobereich bekommt die Zurückhaltung der Kunden deutlich zu spüren und von den Bioläden und Abokisten, die wir auch beliefern, kommen deutlich weniger Bestellungen. Einerseits kommt uns das entgegen, weil wir ohnehin das System der solidarischen Landwirtschaft für am zukunftsfähigsten halten und die anderen Absatzwege etwas zurückfahren wollten, auf der anderen Seite ist die Entwicklung natürlich besorgniserregend. Wir haben unseren Anbau ja auch ausgeweitet, einerseits, weil wir sehr gute und motivierte Lehrlinge und FÖJler auf dem Hof hatten, die etwas bewegen wollten und der Hof mit freiwilligen Helfern zu Zeiten des Lockdowns geradezu überlaufen war, aber es war ja auch die Nachfrage nach ökologischen Nahrungsmitteln gerade im privaten Bereich übergroß und konnte kaum befriedigt werden. Wir hatten teilweise eine Verdreifachung der Nachfrage! Und dann freuen wir uns natürlich auch und wollen die Kunden nicht leer ausgehen lassen…Dass dieser Hype nicht ewig andauern kann, war schon klar, aber dass der Einbruch durch die Energiekrise, Inflation, Krieg usw. dann so massiv kommt, hat doch viele Betriebe gerade in unseren landwirtschaftlich nicht so begünstigten Gebieten aus der Bahn geworfen. Da wird vom Großhandel dann doch nur noch das billigste Angebot gelistet und Regionalität spielt nicht mehr wirklich eine Rolle.
Naja, für uns sind diese Auswirkungen nicht ganz so dramatisch, aber dass musste ich jetzt einfach auch in Solidarität mit meinen Berufskollegen doch mal loswerden.
Für uns heißt das aber auch in diesem Jahr, dass wir unseren Anbau etwas zurückfahren werden. Das betrifft nicht die SoLaWi wollen wir gerne weiter ausbauen. Aber unsere guten und teilweise langjährigen Lehrlinge und FÖJler sind jetzt mit ihrer Ausbildung fertig oder befinden sich in ihrer Hochschulphase. Sie kommen immer wieder zu Arbeitseinsätzen und haben mich in meiner Krankheitszeit auch wunderbar vertreten. Oft hatten wir mehr Ehemalige auf dem Hof als aktuelle Mitarbeiter. Das sind im Moment auch in erster Linie Anna und Hannes mit Lola und Aljoscha. Anna managt das Gemüse, Hannes ist in allen Bereichen unentbehrlich (naja, Milchverarbeitung kommt dann noch), Aljoscha hilft als Jungbauer, bis er im Sommer in die Schule kommt und Lola kann mit einem Jahr schon Zwiebeln in Tüten packen (und wieder raus packen). Was wollen wir mehr! Wenn unsere Weltreisende Jutta im Lande ist hilft sie, meistens in Begleitung ihres vielseitig begabten Freunds Jolek, immer mit in allen Bereichen des Hofs, mit besonderer Vorliebe (sowohl bei der Köchin als vor allem bei den Bekochten) aber bei der Zubereitung des Mittagsessens. Auch von der SoLaWi kam oft Hilfe – zu allen Jahres- und Tageszeiten und allen Wetterunbilden zum Trotz: nochmals vielen Dank dafür! Ulli muss wieder mehr mithelfen, nachdem in den letzten Jahren die Lehrlinge ihm viel abgenommen haben, aber wir halten durch, bis Martin im Sommer hoffentlich wiederkommt und wir die Hofübergabe praktisch angehen können. Durch meine Krankheit an Weihnachten konnte diese schon mal von allen Beteiligten geübt werden und es hat sehr gut geklappt! Allerdings muss ich wahrscheinlich ohnehin bis 67 arbeiten, um überhaupt einen Rentenanspruch aus der Landwirtschaftlichen Alterskasse zu haben....
Allgemein werden die Bewerbungen in den ökologischen „grünen“ Berufen dünner. Die jungen Leute bevorzugen zurzeit wohl eher den krisensicheren Job, der auch genügend Geld bringt, um die steigenden Kosten zu bezahlen. Verständlich – aber die Erlöse für die Erzeuger in der Biobranche haben sich nicht entsprechend erhöht, so dass auf den Betrieben die geforderten Lohnkosten oft nicht mehr gezahlt werden können. Auch die Bereitschaft zur freiwilligen Arbeit sinkt, wenn man gezwungen ist, erst mal den Lebensunterhalt sicherzustellen. Auf der anderen Seite müssen die Mitarbeiter auf unseren Betrieben nie wirklich Not leiden – im Gegenteil! Das müssen viele junge Leute, wenn sie den Hof verlassen haben, dann schmerzlich erfahren: Auf dem Hof muss man sich um Miete, ökologisches Essen, Heizkosten, Wäsche, Fahrzeug ( und nette Spielabende am Küchentisch) nicht zu kümmern alles wir vom Hof gestellt. Wer dann – womöglich zum ersten Mal im jungen Leben – mit der kostspieligen Wirklichkeit konfrontiert wird, sieht die häuslichen Dienste, die jede(r) auf dem Hof dafür mal übernehmen muss wie Kochen und Putzen oft mit anderen Augen.
Im letzten Jahr hat sich aber auch ein anderes Problem immer mehr herauskristallisiert: wir haben nicht genügend Lagerraum für die Wintervorräte. In den milden Wintern, die wir ja jahrelang erleben konnten, war das nicht von so großer Bedeutung – die meisten Kulturen überstehen sowohl im Freiland als auch im Lager ein paar Minusgrade oder lassen sich in kurzen Phasen leicht schützen. Wenn aber die Temperaturen wie in den letzten beiden Jahren über einen längeren Zeitraum unter -15°C fallen, wird es kritisch. In diesem Jahr war besonders fatal, dass der Frost so früh kam, schon Mitte Dezember. Sonst hatten wir ja mindestens bis Weihnachten Zeit. In einer Großaktion, bei der ja auch einige von der SoLaWi, vor allem aber auch die von Ruth (die Tochter, die immer dienstags packt) und Marvin ( der Lehrling in Hochschulwarteschleife) motivierten Studenten geholfen haben, konnten wir Vieles noch vor dem Frost retten, aber Einiges (Rotkohl, Weißkohl und Wirsing z.B.) , von dem wir gehofft haben dass es den Frost übersteht, was in „normalen“ Jahren auch kein Problem gewesen wäre, ist dann doch erfroren, bevor wir alles ernten konnten. Wir hätten alles auch schwer unterbringen können im Lager. Aber das Klima wird wohl zuverlässig unzuverlässig bleiben, so dass wir auf alles vorbereitet sein müssen. Unser Plan war schon im letzten Jahr, die alte Werkstatt zu einem Lager umzubauen. Damit das Lager sinnvoll bewirtschaftet werden kann, muss ein neues Tor eingebaut werden, d.h. ein neuer Sturz in ein Feldsteinmauerwerk. Das ist schon etwas für Fortgeschrittene und wir wollten das von einer Firma machen lassen. Aber: sowohl vom Preis (völlig utopisch) als auch von der Verfügbarkeit der Handwerker auf regulärem Weg absolut unrealistisch. Wir müssen also doch selber ran mit zumindest einer irgendwie gearteten professionellen Unterstützung. Vielleicht hat jemand von Euch eine Idee?
Unsere Kartoffelernte war so gut (wir hatten natürlich auch mehr angebaut, weil es letztes Jahr nicht gereicht hat), das schon alleine von daher ein großer Teil des Lagers belegt war. Mit den Rote Beten, Rettichen und Herbstrüben war alles übervoll, der zukünftige Lagerraum wurde dann trotz des fehlenden Tors für die Kürbisse genutzt, die wir aber alle von Hand reintragen mussten.
Auch von daher also: etwas weniger. Jetzt interessiert uns natürlich von Euch: Was war gut dieses Jahr, was zu viel, was zu wenig? Auf jeden Fall wollen wir weniger in der Menge machen, aber auch in der Vielfalt? Da sind wir uns noch nicht ganz einig…Wir haben jetzt oft von allem etwas in der Kiste, oft auch aus dem Gedanken, dass wir reichlich haben, das dann aber auch zügig geerntet werden will. Das ist teilweise unvermeidlich. Wen Ihr aber lieber wieder weniger Kulturen, aber dafür mehr Abwechslung in der Kiste wollt, können wir uns auch in dieser Richtung bemühen. Wir haben dieses Jahr so viel geerntet, dass wir die Kisten in der Regel voller gepackt haben, als es vom Preis her nötig gewesen wäre. Es war uns einfach zu schade, etwas verkommen zu lassen. Leider haben das einige Solawisten zum Anlass genommen, von einem ganzen Anteil auf einen halben umzusteigen. Für uns ist die Arbeit für eine Single-Kiste aber annähernd die gleiche wie für eine große und die Menge an Gemüse ist in der Regel nicht das Problem. Wir wollen daher den Preis für die Single-Kiste etwas erhöhen und zwar auf 45 €. Es ist in der Regel ja auch mehr als die Hälfte drin. Und macht wie gesagt die gleiche Arbeit. Wärt Ihr damit einverstanden? Bei wem es gar nicht geht, können wir auch immer individuelle Lösungen finden.
Um alle dies Fragen zu besprechen, wollen wir zeitnah auch wieder ein Treffen veranstalten. Das letzte Treffen war im Sommer auf dem Hof und auch sehr schön, wenn auch etwas exklusiv besucht. Daher wollen wir das Wintertreffen wieder in Eberswalde machen. Hat jemand eine Idee für den Veransaltungsort oder möchte uns gerne in seine große WG-Küche einladen? Ansonsten könnte ich in der Thinkfarm oder im Kietz-Eck fragen.
Als besonderes Highlight im vergangenen Jahr steht für uns natürlich unser neuer Folientunnel. Die Tomatenpflanzen standen beim Aufbau ja schon in Lauerstellung, aber wir waren ja froh, dass der Aufbautermin überhaupt so einigermaßen eingehalten werden konnte – zu dieser Zeit absolut keine Selbstverständlichkeit. Der Aufbau hat unseren Mitarbeitern bei knochentrockenem Boden und brütender Hitze alles abverlangt, um die tiefen Gräben zu schippen, die für das Eingraben der Folie notwendig waren. Aber es hat sich gelohnt: bis jetzt hat der Folientunnel allen Stürmen getrotzt! Das Beste ist die aufrollbare Seitenwand. So können im Sommer für Pflanzen und Menschen erträgliche Temperaturen geschaffen werden. Im Winter reicht dagegen der kleinste (allerdings zurzeit auch seltene) Sonnenstrahl um den Folientunnel aus Winterschlaf und Frost zu wecken. Selbst bei einigen Minusgraden gibt es am frühen Nachmittag dann doch meistens eine Zeit, in der man frostfrei ernten kann. Auch hier können wir unseren Anbau noch perfektionieren, die Überkopfbewässerung, die wir bei den Tomaten ja noch nicht brauchen, ist auch noch nicht vollendet, aber es muss ja auch noch Ansporn für dieses Jahr geben.
So hatten wir eine wunderbare Tomatenernte, nicht nur im Tunnel, sondern auch im Freiland. Das Highlight waren aber die Physalis, die wir im letzten Jahr zum ersten Mal angebaut haben und für die das trockenen warme Wetter mit dank der Tröpfchenbewässerung feuchten Füßen ideal war.
Jetzt im Winter genießen wir es, Postelein, Feldsalat, Asisalat und hoffentlich bald auch Mangold im geschützten Folientunnel zu ernten und wir hoffen, Ihr freut Euch über das regelmäßige frische Grün.
Jetzt müssen wir aber neben den Pflanzen auch noch etwas zu den Tieren sagen:
Da in diesem Jahr die Ostfriesischen Milchschafe als schützenswerte Genressource eingestuft sind, habe ich unsere Schafe jetzt ins Herdbuch aufnehmen lassen (das ist halt die Voraussetzung für die Förderung) Mir war das eigentlich zu blöd, weil es unter anderem auch ein Rennomier-Ding ist, aber man wird auch besser betreut vom Schafzuchtverband. (Ist so wie ein Adelsstand für Tiere: komplett unnötig, aber besseres Ansehen) Dieser Verband ist tatsächlich auch politisch sehr engagiert und hat Vieles für die Mitglieder erreicht, unter anderem viel in Bezug auf die Wolfsproblematik in Form von Förderung von wolfssicheren Zäunen etc. um ein Zusammenleben von Wolf und Schaf zu ermöglichen, ohne die Schafhalter in Existenznot zu bringen. Unser (natürlich jetzt offiziell gekörter) Zuchtbock war etwas faul, brauchte auch etwas Zeit, um sich von einem fetten Zuchtbetrieb auf einen ökologischen Betrieb mit konsequenter Weidehaltung und ausschließlich hofeigenen Futter umzustellen und hat uns erst im Februar Lämmer beschert. Sonst mussten wir oft schon vor Weihnachten mit Lämmern rechnen. Aber dafür ging es jetzt IM Februar richtig los mit teilweise 5 Ablammungen am Tag. Zum Glück verlief fast alles gut, sogar sehr muntere Drillinge (alles Böcke) sind dabei. Auch Frieda hat gekalbt, so dass es mit der Milch wieder bergauf geht und es nicht mehr so knapp im Milchregal zugeht.
Letzte Woche konnten wir auch endlich wieder schlachten. Auf Gut Kerkow hatten sie auch personalmäßig so große Probleme, dass sie kurzfristig die Schlachttermine wieder absagen mussten und unsere Böcke sich schon sehr in Geduld üben mussten. Lauter junge Burschen auf einem Haufen, das birgt schon sozialen Zündstoff. Aber sie haben sich gut aneinander gewöhnt und durften dann auch gemeinsam in die ewigen Jagdgründe gehen. Alle , die unser Lammfleisch zu schätzen wissen und auch den Beitrag, den die die Wiederkäuer durch die Weidehaltung für den größten CO2-Speicher Humus im Dauergrünland leisten (Kühe und Schafe sind nämlich keine Klimakiller , im Gegenteil: bei richtiger Haltung sind sie Klimaretter- aber davon ein anderes Mal), sind herzlich eingeladen, sich an unserem Lammfleisch zu laben. Auch ein Jungrind haben wir geschlachtet, das bis zum Schluss Milch trinken durfte, aber jetzt fast so groß ist wie die Kühe. Wir können leider nicht alle Tiere behalten (das war die Sache mit dem exponentiellen Wachstum) aber ihre Kolleginnen sind dafür wieder tragend und wir erwarten daher in 9 Monaten wieder Nachwuchs und Milch.
Wir sind ja seit einigen Jahren nicht mehr auf Märkten in Berlin vertreten, sondern machen mit bei der Plattform von marktschwaermer.de, wo wir 9 Schwärmereien beliefern. Unten auf der Seite kann man sehen, wo die nächstgelegene Schwärmerei sich befindet und kann dort dann unsere Produkte bestellen, die dann in Berlin am Mittwoch oder in Oranienburg, Petershagen und Eberswalde am Donnerstag ausgeliefert werden.
Wer mit dieser Plattform gar nicht klar kommt, kann bei Fleischbestellungen auch per Mail bei uns bestellen und die Ware dann bei der Schwärmerei in der Sredzkistraße (Prenzl.Berg) am Mittwoch Abend abholen. Das sollte aber eher eine Ausnahme bleiben.
Perspektivisch wollen wir wie gesagt eher die SoLaWi erweitern und auch hierfür als Abholstelle die Schwärmerei in der Sredzkistraße anbieten, in der Ulli selber verteilt.
Wer daran Interesse hat, kann sich gerne melden und nähere Informationen einholen!
Viele Grüße aus dem Schwalbennest von Anna und Hannes
Und Ulli und Martina
Bevor das Neue Jahr zu alt wird, soll doch der nächste Hofbrief kommen. Wir hoffen, das Neue Jahr hat für Euch alle gut begonnen, wenn auch die Lage in der Welt zu Sorge Anlass gibt. Im letzten Jahr ist viel passiert, die Rahmenbedingungen für den ökologischen Landbau haben sich auch durch die Lage in der Welt stark verändert. Während im Verlauf des Lockdowns viele Menschen in ihre Küche und zu regionalen Produkten zurückgefunden haben, wurde danach erst das Fliegen in ferne Länder wieder neu entdeckt und dann machte die Angst vor steigenden Energie- und Mietpreisen sich breit. Die Folge ist, dass viele kleine Bioläden schließen mussten und Billig-Bio aus dem Discounter für viele einen Kompromiss darstellte. Das hat uns kleinere Betrieb etwas schockiert, denn eigentlich hatten wir schon eher die Erwartung, dass das Bewusstwerden unserer vielseitigen Abhängigkeiten die regionale Versorgung mehr in den Vordergrund stellen würde. Ich bin mir aber sicher, dass für viele Menschen dieser Zusammenhang nach dem ersten Schock der Teuerungen wieder deutlicher werden wird und die Einsicht, dass wir im Wirtschaftlichen mit kürzeren Wegen und regionalen Beziehungen näher zusammenrücken müssen, um auf der anderen Seite im Menschlichen die Not der Bevölkerung in anderen Gebieten der Erde nicht aus den Augen zu verlieren. Auch jetzt leben wir im Vergleich zum größten Teil der übrigen Welt in einem ungeheuren Wohlstand, der in der Regel auf prekären Bedingungen von Menschen in anderen Teilen der Welt beruht. Auch Ziele des Klima- und Umweltschutzes, für die engagierte Menschen seit Jahrzenten gekämpft haben, werden auf einmal infrage gestellt, wenn es darum geht, unseren Wohlstand um jeden Preis aufrecht zu erhalten. Solarenergie ist super, aber muss man dafür in Oderberg Hunderte Hektar Wald opfern? Bei uns sind die Solaranlagen auf den Hausdächern, da braucht man noch nicht einmal lange Versorgungsleitungssysteme....
Das ist jetzt natürlich alles etwas verkürzt dargestellt, aber diese Entwicklung beeinflusst unsere Betriebe natürlich auch. Bei der Direktvermarktung (und vor allem bei unseren SoLaWi-Mitgliedern) merken wir die Verwerfungen nicht so stark, aber der Groß- und Einzelhandel im Biobereich bekommt die Zurückhaltung der Kunden deutlich zu spüren und von den Bioläden und Abokisten, die wir auch beliefern, kommen deutlich weniger Bestellungen. Einerseits kommt uns das entgegen, weil wir ohnehin das System der solidarischen Landwirtschaft für am zukunftsfähigsten halten und die anderen Absatzwege etwas zurückfahren wollten, auf der anderen Seite ist die Entwicklung natürlich besorgniserregend. Wir haben unseren Anbau ja auch ausgeweitet, einerseits, weil wir sehr gute und motivierte Lehrlinge und FÖJler auf dem Hof hatten, die etwas bewegen wollten und der Hof mit freiwilligen Helfern zu Zeiten des Lockdowns geradezu überlaufen war, aber es war ja auch die Nachfrage nach ökologischen Nahrungsmitteln gerade im privaten Bereich übergroß und konnte kaum befriedigt werden. Wir hatten teilweise eine Verdreifachung der Nachfrage! Und dann freuen wir uns natürlich auch und wollen die Kunden nicht leer ausgehen lassen…Dass dieser Hype nicht ewig andauern kann, war schon klar, aber dass der Einbruch durch die Energiekrise, Inflation, Krieg usw. dann so massiv kommt, hat doch viele Betriebe gerade in unseren landwirtschaftlich nicht so begünstigten Gebieten aus der Bahn geworfen. Da wird vom Großhandel dann doch nur noch das billigste Angebot gelistet und Regionalität spielt nicht mehr wirklich eine Rolle.
Naja, für uns sind diese Auswirkungen nicht ganz so dramatisch, aber dass musste ich jetzt einfach auch in Solidarität mit meinen Berufskollegen doch mal loswerden.
Für uns heißt das aber auch in diesem Jahr, dass wir unseren Anbau etwas zurückfahren werden. Das betrifft nicht die SoLaWi wollen wir gerne weiter ausbauen. Aber unsere guten und teilweise langjährigen Lehrlinge und FÖJler sind jetzt mit ihrer Ausbildung fertig oder befinden sich in ihrer Hochschulphase. Sie kommen immer wieder zu Arbeitseinsätzen und haben mich in meiner Krankheitszeit auch wunderbar vertreten. Oft hatten wir mehr Ehemalige auf dem Hof als aktuelle Mitarbeiter. Das sind im Moment auch in erster Linie Anna und Hannes mit Lola und Aljoscha. Anna managt das Gemüse, Hannes ist in allen Bereichen unentbehrlich (naja, Milchverarbeitung kommt dann noch), Aljoscha hilft als Jungbauer, bis er im Sommer in die Schule kommt und Lola kann mit einem Jahr schon Zwiebeln in Tüten packen (und wieder raus packen). Was wollen wir mehr! Wenn unsere Weltreisende Jutta im Lande ist hilft sie, meistens in Begleitung ihres vielseitig begabten Freunds Jolek, immer mit in allen Bereichen des Hofs, mit besonderer Vorliebe (sowohl bei der Köchin als vor allem bei den Bekochten) aber bei der Zubereitung des Mittagsessens. Auch von der SoLaWi kam oft Hilfe – zu allen Jahres- und Tageszeiten und allen Wetterunbilden zum Trotz: nochmals vielen Dank dafür! Ulli muss wieder mehr mithelfen, nachdem in den letzten Jahren die Lehrlinge ihm viel abgenommen haben, aber wir halten durch, bis Martin im Sommer hoffentlich wiederkommt und wir die Hofübergabe praktisch angehen können. Durch meine Krankheit an Weihnachten konnte diese schon mal von allen Beteiligten geübt werden und es hat sehr gut geklappt! Allerdings muss ich wahrscheinlich ohnehin bis 67 arbeiten, um überhaupt einen Rentenanspruch aus der Landwirtschaftlichen Alterskasse zu haben....
Allgemein werden die Bewerbungen in den ökologischen „grünen“ Berufen dünner. Die jungen Leute bevorzugen zurzeit wohl eher den krisensicheren Job, der auch genügend Geld bringt, um die steigenden Kosten zu bezahlen. Verständlich – aber die Erlöse für die Erzeuger in der Biobranche haben sich nicht entsprechend erhöht, so dass auf den Betrieben die geforderten Lohnkosten oft nicht mehr gezahlt werden können. Auch die Bereitschaft zur freiwilligen Arbeit sinkt, wenn man gezwungen ist, erst mal den Lebensunterhalt sicherzustellen. Auf der anderen Seite müssen die Mitarbeiter auf unseren Betrieben nie wirklich Not leiden – im Gegenteil! Das müssen viele junge Leute, wenn sie den Hof verlassen haben, dann schmerzlich erfahren: Auf dem Hof muss man sich um Miete, ökologisches Essen, Heizkosten, Wäsche, Fahrzeug ( und nette Spielabende am Küchentisch) nicht zu kümmern alles wir vom Hof gestellt. Wer dann – womöglich zum ersten Mal im jungen Leben – mit der kostspieligen Wirklichkeit konfrontiert wird, sieht die häuslichen Dienste, die jede(r) auf dem Hof dafür mal übernehmen muss wie Kochen und Putzen oft mit anderen Augen.
Im letzten Jahr hat sich aber auch ein anderes Problem immer mehr herauskristallisiert: wir haben nicht genügend Lagerraum für die Wintervorräte. In den milden Wintern, die wir ja jahrelang erleben konnten, war das nicht von so großer Bedeutung – die meisten Kulturen überstehen sowohl im Freiland als auch im Lager ein paar Minusgrade oder lassen sich in kurzen Phasen leicht schützen. Wenn aber die Temperaturen wie in den letzten beiden Jahren über einen längeren Zeitraum unter -15°C fallen, wird es kritisch. In diesem Jahr war besonders fatal, dass der Frost so früh kam, schon Mitte Dezember. Sonst hatten wir ja mindestens bis Weihnachten Zeit. In einer Großaktion, bei der ja auch einige von der SoLaWi, vor allem aber auch die von Ruth (die Tochter, die immer dienstags packt) und Marvin ( der Lehrling in Hochschulwarteschleife) motivierten Studenten geholfen haben, konnten wir Vieles noch vor dem Frost retten, aber Einiges (Rotkohl, Weißkohl und Wirsing z.B.) , von dem wir gehofft haben dass es den Frost übersteht, was in „normalen“ Jahren auch kein Problem gewesen wäre, ist dann doch erfroren, bevor wir alles ernten konnten. Wir hätten alles auch schwer unterbringen können im Lager. Aber das Klima wird wohl zuverlässig unzuverlässig bleiben, so dass wir auf alles vorbereitet sein müssen. Unser Plan war schon im letzten Jahr, die alte Werkstatt zu einem Lager umzubauen. Damit das Lager sinnvoll bewirtschaftet werden kann, muss ein neues Tor eingebaut werden, d.h. ein neuer Sturz in ein Feldsteinmauerwerk. Das ist schon etwas für Fortgeschrittene und wir wollten das von einer Firma machen lassen. Aber: sowohl vom Preis (völlig utopisch) als auch von der Verfügbarkeit der Handwerker auf regulärem Weg absolut unrealistisch. Wir müssen also doch selber ran mit zumindest einer irgendwie gearteten professionellen Unterstützung. Vielleicht hat jemand von Euch eine Idee?
Unsere Kartoffelernte war so gut (wir hatten natürlich auch mehr angebaut, weil es letztes Jahr nicht gereicht hat), das schon alleine von daher ein großer Teil des Lagers belegt war. Mit den Rote Beten, Rettichen und Herbstrüben war alles übervoll, der zukünftige Lagerraum wurde dann trotz des fehlenden Tors für die Kürbisse genutzt, die wir aber alle von Hand reintragen mussten.
Auch von daher also: etwas weniger. Jetzt interessiert uns natürlich von Euch: Was war gut dieses Jahr, was zu viel, was zu wenig? Auf jeden Fall wollen wir weniger in der Menge machen, aber auch in der Vielfalt? Da sind wir uns noch nicht ganz einig…Wir haben jetzt oft von allem etwas in der Kiste, oft auch aus dem Gedanken, dass wir reichlich haben, das dann aber auch zügig geerntet werden will. Das ist teilweise unvermeidlich. Wen Ihr aber lieber wieder weniger Kulturen, aber dafür mehr Abwechslung in der Kiste wollt, können wir uns auch in dieser Richtung bemühen. Wir haben dieses Jahr so viel geerntet, dass wir die Kisten in der Regel voller gepackt haben, als es vom Preis her nötig gewesen wäre. Es war uns einfach zu schade, etwas verkommen zu lassen. Leider haben das einige Solawisten zum Anlass genommen, von einem ganzen Anteil auf einen halben umzusteigen. Für uns ist die Arbeit für eine Single-Kiste aber annähernd die gleiche wie für eine große und die Menge an Gemüse ist in der Regel nicht das Problem. Wir wollen daher den Preis für die Single-Kiste etwas erhöhen und zwar auf 45 €. Es ist in der Regel ja auch mehr als die Hälfte drin. Und macht wie gesagt die gleiche Arbeit. Wärt Ihr damit einverstanden? Bei wem es gar nicht geht, können wir auch immer individuelle Lösungen finden.
Um alle dies Fragen zu besprechen, wollen wir zeitnah auch wieder ein Treffen veranstalten. Das letzte Treffen war im Sommer auf dem Hof und auch sehr schön, wenn auch etwas exklusiv besucht. Daher wollen wir das Wintertreffen wieder in Eberswalde machen. Hat jemand eine Idee für den Veransaltungsort oder möchte uns gerne in seine große WG-Küche einladen? Ansonsten könnte ich in der Thinkfarm oder im Kietz-Eck fragen.
Als besonderes Highlight im vergangenen Jahr steht für uns natürlich unser neuer Folientunnel. Die Tomatenpflanzen standen beim Aufbau ja schon in Lauerstellung, aber wir waren ja froh, dass der Aufbautermin überhaupt so einigermaßen eingehalten werden konnte – zu dieser Zeit absolut keine Selbstverständlichkeit. Der Aufbau hat unseren Mitarbeitern bei knochentrockenem Boden und brütender Hitze alles abverlangt, um die tiefen Gräben zu schippen, die für das Eingraben der Folie notwendig waren. Aber es hat sich gelohnt: bis jetzt hat der Folientunnel allen Stürmen getrotzt! Das Beste ist die aufrollbare Seitenwand. So können im Sommer für Pflanzen und Menschen erträgliche Temperaturen geschaffen werden. Im Winter reicht dagegen der kleinste (allerdings zurzeit auch seltene) Sonnenstrahl um den Folientunnel aus Winterschlaf und Frost zu wecken. Selbst bei einigen Minusgraden gibt es am frühen Nachmittag dann doch meistens eine Zeit, in der man frostfrei ernten kann. Auch hier können wir unseren Anbau noch perfektionieren, die Überkopfbewässerung, die wir bei den Tomaten ja noch nicht brauchen, ist auch noch nicht vollendet, aber es muss ja auch noch Ansporn für dieses Jahr geben.
So hatten wir eine wunderbare Tomatenernte, nicht nur im Tunnel, sondern auch im Freiland. Das Highlight waren aber die Physalis, die wir im letzten Jahr zum ersten Mal angebaut haben und für die das trockenen warme Wetter mit dank der Tröpfchenbewässerung feuchten Füßen ideal war.
Jetzt im Winter genießen wir es, Postelein, Feldsalat, Asisalat und hoffentlich bald auch Mangold im geschützten Folientunnel zu ernten und wir hoffen, Ihr freut Euch über das regelmäßige frische Grün.
Jetzt müssen wir aber neben den Pflanzen auch noch etwas zu den Tieren sagen:
Da in diesem Jahr die Ostfriesischen Milchschafe als schützenswerte Genressource eingestuft sind, habe ich unsere Schafe jetzt ins Herdbuch aufnehmen lassen (das ist halt die Voraussetzung für die Förderung) Mir war das eigentlich zu blöd, weil es unter anderem auch ein Rennomier-Ding ist, aber man wird auch besser betreut vom Schafzuchtverband. (Ist so wie ein Adelsstand für Tiere: komplett unnötig, aber besseres Ansehen) Dieser Verband ist tatsächlich auch politisch sehr engagiert und hat Vieles für die Mitglieder erreicht, unter anderem viel in Bezug auf die Wolfsproblematik in Form von Förderung von wolfssicheren Zäunen etc. um ein Zusammenleben von Wolf und Schaf zu ermöglichen, ohne die Schafhalter in Existenznot zu bringen. Unser (natürlich jetzt offiziell gekörter) Zuchtbock war etwas faul, brauchte auch etwas Zeit, um sich von einem fetten Zuchtbetrieb auf einen ökologischen Betrieb mit konsequenter Weidehaltung und ausschließlich hofeigenen Futter umzustellen und hat uns erst im Februar Lämmer beschert. Sonst mussten wir oft schon vor Weihnachten mit Lämmern rechnen. Aber dafür ging es jetzt IM Februar richtig los mit teilweise 5 Ablammungen am Tag. Zum Glück verlief fast alles gut, sogar sehr muntere Drillinge (alles Böcke) sind dabei. Auch Frieda hat gekalbt, so dass es mit der Milch wieder bergauf geht und es nicht mehr so knapp im Milchregal zugeht.
Letzte Woche konnten wir auch endlich wieder schlachten. Auf Gut Kerkow hatten sie auch personalmäßig so große Probleme, dass sie kurzfristig die Schlachttermine wieder absagen mussten und unsere Böcke sich schon sehr in Geduld üben mussten. Lauter junge Burschen auf einem Haufen, das birgt schon sozialen Zündstoff. Aber sie haben sich gut aneinander gewöhnt und durften dann auch gemeinsam in die ewigen Jagdgründe gehen. Alle , die unser Lammfleisch zu schätzen wissen und auch den Beitrag, den die die Wiederkäuer durch die Weidehaltung für den größten CO2-Speicher Humus im Dauergrünland leisten (Kühe und Schafe sind nämlich keine Klimakiller , im Gegenteil: bei richtiger Haltung sind sie Klimaretter- aber davon ein anderes Mal), sind herzlich eingeladen, sich an unserem Lammfleisch zu laben. Auch ein Jungrind haben wir geschlachtet, das bis zum Schluss Milch trinken durfte, aber jetzt fast so groß ist wie die Kühe. Wir können leider nicht alle Tiere behalten (das war die Sache mit dem exponentiellen Wachstum) aber ihre Kolleginnen sind dafür wieder tragend und wir erwarten daher in 9 Monaten wieder Nachwuchs und Milch.
Wir sind ja seit einigen Jahren nicht mehr auf Märkten in Berlin vertreten, sondern machen mit bei der Plattform von marktschwaermer.de, wo wir 9 Schwärmereien beliefern. Unten auf der Seite kann man sehen, wo die nächstgelegene Schwärmerei sich befindet und kann dort dann unsere Produkte bestellen, die dann in Berlin am Mittwoch oder in Oranienburg, Petershagen und Eberswalde am Donnerstag ausgeliefert werden.
Wer mit dieser Plattform gar nicht klar kommt, kann bei Fleischbestellungen auch per Mail bei uns bestellen und die Ware dann bei der Schwärmerei in der Sredzkistraße (Prenzl.Berg) am Mittwoch Abend abholen. Das sollte aber eher eine Ausnahme bleiben.
Perspektivisch wollen wir wie gesagt eher die SoLaWi erweitern und auch hierfür als Abholstelle die Schwärmerei in der Sredzkistraße anbieten, in der Ulli selber verteilt.
Wer daran Interesse hat, kann sich gerne melden und nähere Informationen einholen!
Viele Grüße aus dem Schwalbennest von Anna und Hannes
Und Ulli und Martina